Vom Kämmerlein zum boomenden Geschäft
Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes feiert 50 Jahre Kleiderkammer und fünf Jahre Fundus Sonderaktion von Montag bis Freitag
Bühl. „50 Jahre DRK-Kleiderkammer, fünf Jahre Fundus“ feiert der DRK-Kreisverband Bühl/Achern mit einer Sonderaktion in der kommenden Woche: Alle Waren im Kleiderladen Fundus werden für jeweils 50 Cent verkauft, außerdem werden während der Öffnungszeiten Getränke angeboten. Für die Kinder gibt es Gratis-Plüschtiere, eine Plakatwand beleuchtet die Entwicklung der Kammer zum boomenden Ladengeschäft. Im Pressegespräch blicken DRK-Vorstand Felix Brenneisen und Doris Schmith-Velten, die trotz ihres Schritts in den Ruhestand weiterhin ehrenamtlich die Geschicke des Ladens mitbestimmt, auf eine Erfolgsgeschichte, an der mit vielen Ideen bis heute aktiv gefeilt wird.
Die Anfänge, erinnert sich Schmith-Velten, ließen sich eher als „Einzelspenden“ definieren, die behelfsmäßig etwa in Abstell- oder Kellerräumen gelagert worden seien. „Es handelte sich also wirklich um stille Kämmerchen. Bedient wurden vorrangig Obdachlose oder Familien, die in Not geraten waren. Auch Gastarbeiter deckten sich hier ein, später kamen die Russlanddeutschen. Die erste Migrantin, die hier lange ehrenamtlich tätig war, kam denn auch aus Kasachstan.“ Brenneisen: „Gerade Menschen, die nicht oder anderweitig konfessionell gebunden sind, schätzen unsere Grundsätze der Neutralität und Unparteilichkeit. Viele kennen uns oder den Roten Halbmond auch schon aus der Heimat. Insofern war und ist unsere Sozialarbeit besonders für Flüchtlinge geradezu prädestiniert. “
Die gespendete, nur grob sortierte Kleidung wurde in den ersten Jahrzehnten verschenkt, wie Schmith-Velten erzählt. „Wir starteten oft Spendenaufrufe, wenn plötzlich hoher Bedarf entstand: Zum Beispiel mit der Ankunft vietnamesischer Flüchtlinge in den 1980er-Jahren oder mit dem Mauerfall.“ Zu Zeiten der DDR, erwähnt sie in dem Kontext, habe man von Verbandsseite aus regelmäßig Kleider- und Lebensmittelpakete nach Ostdeutschland geschickt. „Einen hohen Stellenwert hatten unsere Hilfsgütertransporte etwa nach Ungarn, Rumänien oder Kalarasch. Wir organisierten spektakuläre Packaktionen. Ich erinnere mich noch, wie eine solche auf dem Kirch- und Marktplatz stattfand: Dort konnten nicht nur Sachspenden abgegeben werden, man hatte auch die Möglichkeit, Kilometer zu ‚kaufen‘ und so den Transport mitzufinanzieren.“
Die Bevölkerung Bühls sei von jeher sehr großzügig, betont sie. „Wir erhalten zum Teil wunderschöne Sachen.“ Schwieriger sei es schon, ehrenamtliche Mitarbeiter für den Fundus zu finden, die unter anderem für den Verkauf verantwortlich zeichnen. Denn seit Bestehen des Ladens – möglich wurde dessen Einrichtung dank frei werdender Räume im Verbandsgebäude und über einen Zuschuss – wird jeweils ein vergleichsweise symbolischer Preis für die Waren erhoben. Vor allem eine Frage der Würde, wie Brenneisen unterstreicht. „Die Menschen haben das Gefühl, normal einzukaufen; tatsächlich können alle Bürger das preiswerte Secondhand-Angebot nutzen, möglicherweise auch aus Gründen der Nachhaltigkeit.“
Die Nachfrage sei enorm, das Angebot an Spenden – weit über Kleidung hinaus – ebenfalls, so Schmith-Velten. „Uns schwebt daher die Gründung eines großräumigen DRK-Sozialkaufhauses in der Kernstadt vor, in dem zum Beispiel auch Möbel und Hausrat verkauft werden könnten. Leider fehlen uns bisher die räumlichen Kapazitäten, zumal eine Lagerhalle und ein Parkplatz notwendig wären.“
Doch nun wird erst einmal in die Vergangenheit geblickt. Die bietet freilich Anlass genug, weiterhin Visionen zu entwickeln.
Service
Weitere Informationen bei Doris Schmith-Velten, Servicestelle Ehrenamt des DRK-Kreisverbands Bühl-Achern, Telefon (0 72 23) 9 87 75 04, E-Mail: Doris.Schmithdrk-buehl-achern.de
Quelle: ABB, 14. September 2019, Katrin König