Wenn Rasierschaum einen Krieg auslöst - Pressebericht vom JRK Zuhause-Zeltlager 2020
Bühl (sga) – Da hat sich das Jugendrotkreuz in Bühl was einfallen lassen: In Zeiten von Corona findet das sommerliche Zeltlager virtuell statt.
Der Rasierschaum ist Schuld. Wer konnte auch ahnen, dass es sich bei dem klebrig-weißen Haufen auf dem Apfelkuchen nicht um Schlagsahne handelt? Kein Wunder, dass sich die Bühler Cowboys und Indianer jetzt bekriegen. Aber vielleicht können die 82 Kinder für Aufklärung und Versöhnung sorgen, die vom 31. Juli bis heute am Zeltlager des Deutschen Jugendrotkreuzes (JRK) teilnehmen.
Denn obwohl Corona in diesem Sommer auch der „traditionellen“ Ferienbespaßung des JRK einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, ist es genau das: traditionell. Und irgendwie auch nicht, denn was die Organisatoren des Zeltlagers diesmal auf die Beine gestellt haben, orientiert sich zwar an „üblichen Programmpunkten“ – ist aber auch „etwas vorher noch nie da Gewesenes“, freut sich Stefanie Haas über das Endergebnis der wochenlangen Planungen. Als Kreisjugend- und Lagerleitung ist sie „mehr als zufrieden“. Das Lächeln von 82 Kindern zeige es täglich, „auch wenn wir es leider nur durch Erzählungen der Eltern mitbekommen“. Denn die Teilnehmer, alle zwischen sechs und 14 Jahre alt, haben ihre Zelte dieses Jahr in „Minilagern“ aufgestellt, die in den jeweils heimischen Gärten in Eisental, Bühlertal und im Baden-Badener Rebland zu finden sind.
24 Minilager in den häuslichen Gärten
Insgesamt 24 dieser Minilager gibt es. Je zwischen drei und fünf Kinder malen dort Glitzerfische, basteln Traumfänger, backen Baguette. Alles nicht „traditionell“ mit den Betreuern, die in den Jahren zuvor kräftig zur Seite standen – sondern mit Mama und Papa. 24 Workshops, alle digital auf der Homepage des JRK zur Verfügung gestellt, zeigen in Form kleiner Videos und Kurzanleitungen, wie es geht. Was für die Bastelprojekte benötigt wird, bekommt jedes Minilager am Morgen in einem Pappkarton geliefert – gefüllt mit Stiften, Kleber, Papieren und vielem mehr. „Die Eltern melden uns am Abend vorher, welche Materialien daheim fehlen. Wir packen alles zusammen und liefern aus“, erklärt Haas.
Ebenfalls nach Hause geliefert wird das Mittag- und Abendessen. „Wir kochen trotzdem“, sind sich Stefan Steinel und Florian Jung einig. Gemeinsam stehen sie täglich mit großen Löffeln an noch größeren Töpfen, um Leckereien zu zaubern. Schade ist, dass nicht gemeinsam an der Suppe geschlürft und an den Pommes geknabbert werden kann, außerdem „fehlt das Lachen der Kinder an der Essensausgabe“, aber trotzdem freuen sich die beiden Köche über das diesjährige Sommerprogramm des JRK: „Wir geben unser Bestes für die Kinder. Und auch für die Eltern, die wir in diesen schweren Zeiten unterstützen können.“ Um die Familien finanziell zu entlasten, kostet der achttägige Sommerspaß dieses Jahr nichts – „über Spenden würden wir uns dennoch freuen“, so Haas. Die entsprechenden Daten sind auf der Website des JRK zu finden.
Täglich Videos auf der Webseite
Neben „traditionellen“ Spielen und Basteleien ist also nur die Art und Weise, wie die gemeinsame Zeit verbracht wird, eine andere. Zu dem Zeltlager des JRK gehören aber nicht nur Spiele, Essen und die Übernachtungen im Zelt.
„Wir haben jedes Jahr eine Geschichte, an der sich unser Sommerprogramm orientiert“, erklären Timo Meier und Sebastian Seiter. Die zwei der insgesamt etwa 20 beteiligten Helfer erzählen von täglichen Videos, die immer um neun Uhr auf der Website zu finden sind. Sie sollen „wenigstens ein wenig“ die sonst üblichen Theaterstücke auf der Bühne ersetzen.
Aber wer hat denn nun den Cowboys den Rasierschaum auf dem Apfelkuchen untergejubelt? „Das verraten wir nicht“, schmunzeln Meier und Seiter. Aber in einem sind sie sich einig: „Die Kleinen werden es sicher herausfinden.
Quelle: Badisches Tagblatt online (07.08.2020)